Der MCV auf der linken Spur

Ich hab hin- und her überlegt, ob und wie ich eine ausführliche Dacia MCV Serie schreibe. Automentor.org ist keine Dacia-Webseite aber ich habe die Dacia-Themen angekündigt und werde sie daher auch behandeln – allerdings nur in diesem Artikel, nicht in einer Folge von Posts wie ursprünglich beabsichtigt. Automental.com wird eventuell einige Themen in den nächsten Wochen aufgreifen, dann aber auf Englisch.

Also ran an den Speck…

1. Konkurrenz für Autos mit bequemen hohem Einstieg haben wir schon abgehakt.

2. Konkurrenz für Kombisegement unter 25.000 EUR

Das Kombisegement ist sehr umkämpft, von vielen Modellreihen verkaufen die Hersteller mehr Kombis als Limousinen, vor allem in Westeuropa. Drei Kennwerte sind wichtig: Aussehen, Größe und Praktikabilität. Da Autos emotional gekauft werden, spielt Image natürlich auch eine Rolle, aber solange die Herkunft eines Autos als weniger wichtig angesehen wird, kann das Image positiv beeinflußt werden. Dacia hat eigentlich (noch) kein Image, da die meisten Autokäufer die Renaultmarke noch gar nicht kennen. Der MCV kann das ändern. Wenn Renault/Dacia geschickt vorgeht, wird Dacia viele positive Imagewerte zugesprochen bekommen: Äußerst preiswert, robust, praktisch und enorm groß. Damit gelten Besitzer als pragmatisch, preisbewußt und praktisch. Sie kaufen kein Image, sie verzichten darauf zugunsten von konkretem Gegenwert. MCV-Besitzer können auf die Frage, warum sie den Wagen gekauft haben: Weil ich für den Preis von Deinem Passat zwei Dacia Logan MCVs kaufen könnte.

Mittelfristig wird der MCV das Kombisegement aufrütteln. Weniger imageträchtige Fahrzeuge wie Opel Vectra Kombi, der ja auch mit seiner Größe beworben wird, werden darunter leiden. Aber auch Lifestyle Quasi-Kombis wie der Skoda Roomster könnten mittelfristig leiden, speziell dann wenn es schick werden sollte MCV zu fahren und den MCV mit Drittanbieterextras zu „veredeln“.

3. Konkurrenz für Lieferwagen von Klein- und Mittelständlern

Die Margen sind in diesem Bereich eher gering, allerdings sind die zumeist kleinen Lieferwagen von meist relativ einfach gestrickt und von Massenautos der Klein- und Kompaktklasse abgeleitet. Der Markt ist für die Hersteller vielleicht nicht besonders lukratif, aber doch sehr wichtig für die Kapazitätsauslastung und Preisgestaltung der Schwesterreihen.

Dacia hat diesen Markt schon anvisiert und eine Lieferwagenversion des MCV angekündigt. Aber auch in der Kombiversion wird der Logan MCV für das Gewerbe interessant sein, zumal bei den Preisen. Die Klein- und Mittelständler werden ihn lieben lernen, zumal mit 3-Jahresgarantie (oder 100.000km) und dem Pannenservice.

4. Konkurrenz für Flottengeschäft im Servicebereich von Großbetrieben

Tja, hiermit sind Flottenkunden wie Post, Siemens, Telecom & Co gemeint. Die sind zwar noch etwas konservativ was das Herkunftsland angeht, da sie meist „Deutsch“ fahren, aber das wird auch nachlassen. Zumindest werden es sich die Flottenkäufer nicht nehemn lassen, den Logan MCV zum Preisdrücken von Konkurrenzfahrzeugen zu benutzen. Indirekt profitiert Dacia auch davon.

5. Konkurrenz für Familienautos bis zu sieben Sitzen unter 30.000 Eur

In den typischen Markteinteilungen der Industrie ist der MCV kein Konkurrent für Picasso, Touran, Sharan, Scenic, Zafira, Ford S-Max / Galaxy & Co. Viele Familien werden das aber anders sehen. Und das könnte sich auf die Minivanhersteller auswirken.

Am härtesten wird es wahrscheinlich die preispositionierten Modelle und Hersteller auswirken, also Kia, Hyundai, aber auch Minivans, die keine herausragenden Qualitäten haben, wie der C8 / 806 / Ulysse / Phedra, der alte Sharan… Eine der wenigen Trümpfe dieser Minivans sind die meist vorhandenen Schiebtüren, das wars denn auch.

Das beim MCV Gesparte kann dann für Reisen, Sportaktivitäten und Geräte, eine neue Küche oder Sitzgarnitur verwendet werden. Oder nicht zuletzt für mehr Spaß beim Zweitwagen 😉

6. Der Markt für Freizeitautos

Viele Hobbies und Freizeitaktivitäten brauchen Platz und den hat der MCV zur genüge. Selbst potentielle Käufer, die aus Platzgründen eher einen Kleinbus im Sinn hatten, entscheiden sich vielleicht für den MCV. Den Renault Kangoo, Citroen Berlingo/ Peugeot Partner läßt der MCV preislich und gräumlich sowieso alt aussehen. So wird der Dacia zur Konkurrenz von VW Caddy, VW Multivan, Renault Traffic/Opel Vivaro, Transit & Co. Und das zu weniger als der Hälfte des Preises. Wenn dann der Wagen zur Steppe (wie auf den beiden Bildern) aufgerüstet werden könnte….

7. Konkurrenz für Gebrauchtwagen für Kombis / Lieferwagen / Minivans / Kompaktvans

Auch wenn der Dacia im marktüblichen Sinne eher ein indirekter Konkurrent für Gebrauchtwgaen der Kategorie ist, so kann der MCV für die Hersteller sehr schmerzlich werden. Wenn nämlich die Gebrauchtwagenpreise wegen des MCVs unter Druck kommen, kann auch der Neuwagenverkauf leiden, da ein höherer Wertverlust zu erwarten ist. Somit bringt der MCV den gesamten Markt in Bewegung.

8. Rückwirkung für die Industrie

Was die Industrie vor dem Dacia Logan MCV- Welle retten wird, ist wahrscheinlich die zumal Anfangs begrenzte Kapazität. Renault selber spricht von 60.000 MCVs pro Jahr, obwol innerhalb von zwei Jahren 300.000 Logan Limousinen verkauft wurden. Bei Passat, Vectra, Mondeo, Volvo & Co werden aber Kombis als Limousinen verkauft, wenn man die Minivanvarianten hinzuzählt ist das Verhältnis sogar noch schlechter für Limousinen. Warum sollte das bei Dacia anders sein, zumal der MCV besser aussieht als seine Stufenheckschwester.

Wenn Dacia die Kapazität anpassen kann, dürften eine halbe Million MCVs in den nächsten zwei Jahren durchaus realistisch sein.

Fotos Dacia / Renault

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